Jeder hat seinen eigenen Schmerz. So wie sein persönliches Erleben der Liebe ist auch sein Erleben mit dem Schmerz ein ganz eigenes.
Aber was passiert, wenn der Schmerz ein hartnäckiges Eigenleben entwickelt und zum ständigen Begleiter wird? Wenn die verzweifelte Suche nach den Ursachen einem Tappen im Dunkeln gleicht?
Die Autorin macht sich auf die Suche nach den Auswirkungen chronischer Schmerzen, ihren Rätseln, ihrer (vermeintlichen) Unergründbarkeit. Ihre Sendung ist eine Reise in und durch den Körper. Sie führt vom Somatischen ins Mentale, ins Seelische. Zu Wort kommen neben Forschern, Ärzten und Schmerztherapeuten vor allem die Betroffenen selbst mit ihrer Geschichte.
Inge Braun, in Riedlingen an der Donau geboren, lebt und arbeitet seit vielen Jahren als Rundfunkautorin in Berlin. Für ihr Feature zur Einbürgerung “Werd’ ich mit Singen deutsch?“ wurde sie 2010 zusammen mit ihrem Co-Autor Helmut Huber mit dem Europäischen Civis Preis und dem Deutschen Sozialpreis ausgezeichnet.
Mittwoch, 5. März 2014
Mauern des Schweigens
Kinderraub in Spanien
Margot Litten
Mehr als 100.000 politische Gegner ließ das Franco-Regime nach dem
spanischen Bürgerkrieg umbringen. Das haben Historiker mittlerweile
ausführlich dokumentiert. Eine andere Art von Verbrechen blieb jedoch
bis vor kurzem weitgehend unbekannt: organisierter Kindesraub. In den
ersten Jahren der Diktatur ideologisch motiviert, entwickelte er sich
bald zu einem lukrativen Geschäft, in das Ärzte, Anwälte und vor allem
die katholische Kirche verwickelt waren.
Es wird geschätzt, dass in spanischen Geburtskliniken bis in die
80er-Jahre an die 300.000 Babies verschwanden und mit gefälschten
Papieren an kinderlose Paare verkauft wurden. Inzwischen suchen
Mütter ihre Kinder und Kinder ihre leiblichen Eltern – doch das gestaltet
sich extrem schwierig: Kein Wunder angesichts fehlender Dokumente,
mangelndem politischen Willen und vor allem der Mauer des
Schweigens, mit der sich die Kirche umgibt. Margot Litten hat in
Spanien Betroffene bei ihrer Spurensuche begleitet.
Margot Litten, geboren 1950 in München, studierte u. a. Pädagogik und Psychologie.
Seit 1987 Redakteurin in der Abteilung Feature des
Bayerischen Rundfunks, nun auch verantwortlich für die Sendung
»radioReisen«. Die Autorin erhielt mehrere Auszeichnungen.
»Mauern des Schweigens« erhielt den »Premios Ondas« von Radio
Barcelona, einen der wichtigsten internationalen Hörfunkpreise
Mittwoch, 2. April 2014
Nicht schwindelfrei
Über Lügen in der Politik
Ulrich Teusch
Unsere Politiker haben einen schlechten Ruf, und die Politikerschelte ist
an der Tagesordnung. Man kann ihnen nicht trauen, heißt es. Sie
sagen uns nicht die Wahrheit, sie lügen uns an. Heutzutage mehr denn
je. Davon sind nicht nur die »Wutbürger« überzeugt.
Und auch die Politiker selbst bezichtigen sich oft genug wechselseitig
der Lüge. Doch merkwürdig: Nur relativ selten werden Politiker bei
handfesten Lügen ertappt. Wie kann das sein? Was sind eigentlich
politische Lügen? Wo fangen sie an – wo hören sie auf? Und warum
lügen Politiker? Ist die politische Lüge in jedem Fall verwerflich? Oder
kann sie auch legitim, sogar notwendig sein? Und die Bürger: Wollen
sie die Wahrheit denn wirklich hören? Honorieren sie es bei Wahlen,
wenn ein Politiker ihnen »reinen Wein« einschenkt? Wie kann man sich
als Bürger vor politischen Täuschungen schützen?
Fragen, denen Ulrich Teusch in seinem Feature nachgeht, an zahlreichen
historischen und aktuellen Beispielen sowie im Gespräch mit
Beobachtern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst.
Ulrich Teusch lebt in Edermünde bei Kassel. Nach längerer wissenschaftlicher
Tätigkeit (er ist Professor für Politikwissenschaft) arbeitet
er seit 2002 als freier Hörfunk- und Sachbuchautor. Für sein
Feature »Nicht schwindelfrei – Über Lügen in der Politik«
erhielt er 2013 den »Roman-Herzog-Medienpreis«.
Das Bremer hörkino wird 10!
Wir feiern den runden Geburtstag mit einem Radiostück, das eine interessante
Diskussion verspricht. Wir freuen uns auf Karoline Linnert, Bremens
Finanzsenatorin und Bürgermeisterin, als Jubiläums- und Gesprächsgast.
Mittwoch, 7. Mai 2014
Der Tod kommt aus der Ferne
Drohnen – die Zukunft des Krieges
Henry Bernhard
Im afghanischen Kunduz sitzen in einem grünen Stahlcontainer drei
Soldaten vor flimmernden Bildschirmen. Sie beobachten drei Afghanen
auf deren Weg durch die Nacht, 150 Kilometer entfernt. Die
2.000 Meter über den Afghanen schwebende »Heron«-Drohne schickt
die gestochen scharfen Bilder in den Container. Noch ist die Drohne
geleast, noch ist sie unbewaffnet.
Aber die Bundeswehr will neue, größere, bewaffnete Drohnen – zur
Aufklärung und zum Angriff. Die US-Armee hat bereits Hunderte
Drohnen im (tödlichen) Einsatz, mit »Predator« und »Reaper« hat sie
in Pakistan, Jemen und Somalia bislang etwa 400 Angriffe auf mutmaßliche
Taliban geflogen. Mehrere Tausend Menschen starben
dabei, darunter eine erhebliche Zahl Zivilisten. Wie werden Drohnen
den Krieg der Zukunft verändern, wie werden sie die Überwachten,
die Piloten, das Völkerrecht, die Politiker verändern?
Henry Bernhard, geboren 1969, 20 Jahre lang Feature-Autor, gut
50 eigene Features, ein paar Fernseh-Dokumentationen,
ist bald auch Feature-Regisseur. Er ist
Landeskorrespondent des Deutschlandfunks/
Deutschlandradios in Thüringen.
Mittwoch, 4. Juni 2014
Herr der Schiffe
Vom Absturz eines Global Players
Rainer Kahrs
Sein Aufstieg war rasant: ein hanseatischer Reeder, jung und innovativ,
Bremens Stolz, Herr über hundert Schiffe und Weltmarktführer!
Dann kam der Hedge-Fond mit frischem Geld und das Blatt wendete
sich – Anwälte und Manager der Investoren stürmten seine gerade
neu erbaute Firmenzentrale und setzten ihn vor die Tür.
Ihr Vorwurf wiegt schwer: Bilanzfälschung und Kreditbetrug. Nun
ermitteln die Staatsanwälte und irren durch das Labyrinth eines schier
unüberschaubaren Imperiums. Auch an Waffenschiebereien soll der
Reeder beteiligt gewesen sein. »Da ist nichts dran«, sagt der Beschul-
digte und will sich mit allen Mitteln wehren gegen die Heuschrecke
aus Übersee.
Rainer Kahrs arbeitet als freier Fernsehreporter und Hörfunkautor für verschiedene
ARD-Anstalten und unterrichtet Recherche an der Hochschule
Bremen. Sein ARD Radiofeature »Das Geheimnis
des Waffenschiffes Faina« erhielt den »Feature-Preis
bremer hörkino« und war nominiert für den »Prix Europa«.
Mittwoch, 3. September 2014
Der Kopf der Herde
Unterwegs mit Schäfern
Christiane Seiler
Noch 2.000 Berufsschäfer soll es in Deutschland geben, die genaue
Zahl ist nicht bekannt. Nur eins steht fest: Es werden immer weniger.
In den letzten vier Jahren ging der Schafbestand in Deutschland um
ein Viertel zurück. Sollten Hirten, die mit ihren Schafen von Weide zu
Weide ziehen, in unserer durch moderne Agrarindustrie und Flächenverbrauch
gezeichneten Landschaft keinen Ort mehr haben?
Die Autorin hat mit drei Schäfern zusammen Schafe gehütet, Lämmer
auf die Weide getrieben und sich vom Alltag, den Träumen und Schwierigkeiten
dieser eigensinnigen Individualisten erzählen lassen. Sie traf
Menschen wie Knut Kucznik, der im Einzugsbereich von Berlin an der
Wanderschäferei festhält; wie Klaus Seebürger, der sich vom Landkommunarden
der 70er-Jahre zum Herrn über fünf große Herden entwickelt
hat; oder wie Josephine Hermühlen, die zur energischen Leiterin
einer kleinen Ökoschäferei in Mecklenburg wurde.
Christiane Seiler, geboren in Köln, hat in Berlin und Paris Religionswissenschaft,
Philosophie und Literaturwissenschaft studiert. Sie lebt und
arbeitet in Berlin als Rundfunkautorin und Übersetzerin. 2011
war sie Grenzgänger-Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung.
Mittwoch, 1. Oktober 2014
Sonne, Wind und grüne Felder
Die Energiewende
Mechthild Müser
Seit einem Jahr ist sie Thema Nummer 1: die Energiewende. Kein
Medium versäumt es, über die neuesten Vorhaben, die Erfolge und
Pannen, das mangelnde Know-how, die Rückzüge und die fehlenden
Finanzen zu berichten. Dazu Fotos oder Filme von gewaltigen Fundamenten,
anmutigen Windrädern, blinkenden Solarpanelen und den
grünen Kuppeln von Biogasanlagen.
Auch die Autorin war vor Ort; ist aufs Windrad geklettert und in die
Biogasanlage eingetaucht, hat Politiker und Macher der Energiewende
befragt und ihre Kritiker. Die einen gehen mit Enthusiasmus ans Werk,
die anderen wehren sich dagegen, dass die schönsten Landschaften
mit Windrädern verstellt werden und dass Bauern statt Getreide
vor allem Mais anbauen. Nur in einem Punkt herrscht Einigkeit:
Weg von der Atomkraft wollen alle.
Mechthild Müser, Soziologin mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik, seit vielen Jahren
Feature-Autorin der ARD für historische, gesellschafts- und kulturpolitische
Themen, mit dem Mikrofon unterwegs in heimischen, lieber aber in
fernen Gefilden. Sie ist freie Redakteurin beim Nordwestradio u. a. für die
Sendung mare Radio. Mechthild Müser erhielt 2013 den »Feature-Preis
bremer hörkino« für »Welcome to the City of Jezevac – Mädchen in einem
bosnischen Flüchtlingslager.«
Mittwoch, 5. November 2014
»Raten« oder Raten
Das (un)heimliche Treiben der Ratingagenturen
Achim Nuhr
Ob sie wollen oder nicht: Viele Institutionen und Privatunternehmen
folgen weiterhin den Ratings der Agenturen, weil ihnen das so in
Gesetzen und Statuten vorgeschrieben wird. Prompt lassen sich die
Ratingagenturen ihre Bewertungen fürstlich bezahlen – oft ohne
zu verraten, wie sie zustande kommen.
Nun erzählen der erste deutsche Rating-Analyst an der New Yorker
Wall Street, ein Ex-Leiter von Moody’s politisch brisantem Länderrisiko-
Komitee, der Chef-Analyst einer deutschen Landesbank und ein
geschasster Reformer von Standard & Poor’s, wie es hinter den Kulissen
zugeht: Dabei wird einer zufälligen Café-Bekanntschaft die
Verantwortung für Dutzende von Banken-Ratings übertragen. Ein
Veteran berichtet, wie »Quants« und »Fundis« miteinander um Modelle
und Buchstaben ringen – und wie die Klitschen der Familien Poor,
Moody und Fitch, die zuerst nur die Eisenbahnen des Wilden Westens
rateten, zu Entscheidern für globale Finanzströme mutierten. Außerdem
kommt ein Bremer Ex-Investmentbanker zu Wort sowie
Rudolf Hickel, Ökonomie Professor aus Bremen.
Achim Nuhr arbeitet seit 1988 für die Sender der ARD sowie den Deutschlandfunk.
Viele investigative Themen und Berichte für Fernsehen,
Hörfunk und Internet von vier Erdteilen. Ausgezeichnet
u. a. mit dem »Medienpreis Entwicklungspolitik des Bundesministeriums
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
« und dem »Journalistenpreis des Bundesverbandes
der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie«.
Mittwoch, 3. Dezember 2014
Grüner Profit
Die Biobranche zwischen Alternativrevolte und Dumpingkapitalismus
Peter Kessen
»Den Kunden ist ja artgerechte Haltung bei unserer Metzgerei sehr
wichtig. Aber wie ist es mit der artgerechten Haltung des Personals?
Das steht nicht unbedingt an erster Stelle!«, so bringt es Bio Pionier
Raoul Schäfer-Gröbel auf den Punkt, Besitzer des ältesten Bioladens
im Rheinland. Gegründet als linksalternatives Projekt, heute ein
Biosupermarkt.
Die alternativen Wurzeln der Biobranche, bei der auch das Personal
eine besondere Stellung haben soll, drohen abzusterben: Dumpinglöhne,
fehlende Tarifbindung, unbezahlte Überstunden, Leistungsdruck,
Massenproduktion – die Schlagzeilen um die grüne Branche mit ihren
Idealen von Nachhaltigkeit für Mensch, Tier und Pflanze häufen sich.
Hinter der grünen Fassade läuft häufig die Profitmaschine Bio.
Dahinter droht die Geschichte vom alternativen Ursprung der Bioszene
in Vergessenheit zu geraten. Dieser machte paradoxerweise die
reibungslose Profitmaschine Bio möglich. Das Feature zeigt auch den
Kampf der Pioniere gegen den Profitdruck im Dumpingkapitalismus.
Peter Kessen, 1963 geboren, linksgrüne Jugend im
Rheinland, Journalistenschule in München, Promotion über ästhetische
und politische Linke in den 60er- Jahren, seit 1996 freier Journalist
in Berlin, zumeist Feature und Reportage für die ARD.