bremer hörkino

Radio-Geschichten live erleben

Hörkino-Archiv 2007

Jens Jarisch
Jens Jarisch

Mittwoch, 7. Februar 2007

Lifestyle

Warum tragen Vietnamesen keine Adidas-Schuhe?

Jens Jarisch

»Lifestyle« ist der Name von einem Paar Sportschuhen, die sich die 12-jährige Philine gerade gekauft hat. Auf der Schuhlasche steht »Adidas« und »Made in Vietnam«. Philine fragt sich, wie es in Vietnam wohl aussehen mag.
Für die Konzernzentrale von Adidas im fränkischen Herzogenaurach ist Vietnam kein Land, sondern ein Produktionsstandort. Die »Adidas Corporate World« kennt keine Staatsgrenzen, nur die Grenze zwischen Herstellungsgebieten und Verkaufsgebieten.
Die 21-jährige Mai wurde in einem Herstellungsgebiet geboren. Sie fädelt weiße Schnürsenkel in Sportschuhe ein und wohnt in einer industriellen Wüste nahe einer der gigantischen Adidas-Fabriken in der Umgebung von Saigon. Nachts träumt sie von den Reisfeldern ihrer Kindheit. Joel kommt aus den USA. und ist der Chef von Adidas in Vietnam. Sein Büro liegt ganz oben im »Diamond Plaza«, und seine Arbeit besteht darin, sich dem Diktat des Marktes zu beugen. Über die »Corporate World« weiß er mehr, als er verrät …

Jens Jarisch
lebt in Berlin und Hongkong, arbeitet als Autor, Regisseur und Produzent von Feature, Hörspielen und Soundstories. Gewinner zahlreicher renommierter Journalistenpreise, unter anderem »Åke-Blomström-Award« der International Feature Conference. Für das Radiostück »Lifestyle« erhielt er den »Prix Europa« für das beste europäische Radiofeature 2006.


Eva Schindele
Eva Schindele
Imke Zimmermann
Imke Zimmermann

Mittwoch, 7. März 2007

Rohstoff für das Mutterglück

Vom globalen Handel mit Eizellen

Eva Schindele und Imke Zimmermann

»Du bist etwas Besonderes. Nur Du kannst uns geben, was wir brauchen«, wirbt ein spanisches Zentrum für künstliche Befruchtung. Geld soll junge Frauen animieren, einen raren Rohstoff an Kinderwunschpaare zu spenden: ihre Eizellen. Kein Wort darüber, dass die Eizell-Produktion mit Hormonen unangenehm und die »Ernte« gesundheitlich riskant ist. Der Handel in Spanien boomt. Der Markt reicht über Westeuropa nach Deutschland, wo weibliche Keimzellen auf legalem Wege nicht zu bekommen sind.
Der Bedarf an Eizellen steigt stetig. Kliniken in Osteuropa locken Kundinnen sogar mit Schnäppchenpreisen, weil der Rohstoff in armen Ländern billiger produziert werden kann. Aus den Keimzellen der Frauen entstehen Kinder, die irgendwann vielleicht nach ihren Wurzeln fragen. Doch die Spenderinnen bleiben in der Regel anonym. Das Wissen über die Herkunft des Rohstoffs könnte das Geschäft stören und auch das Elternglück.

Dr. Eva Schindele
lebt in Bremen, schreibt Radiofeature, arbeitet als Wissenschaftsjournalistin für Hörfunk und Printmedien. Bekannt geworden sind ihre Sachbücher »Pfusch an der Frau« und »Schwangerschaft – zwischen guter Hoffnung und medizinischem Risiko.«  Sie erhielt zwei Mal den »Hörfunkpreis der deutschen Wohlfahrtsverbände« sowie den »Juliane-Bartel-Medienpreis«. Mitgründerin des Bremer Medienbüros.

Imke Zimmermann
studierte Germanistik und Geschichte. Nach einigen Jahren bei Buchverlag und Fachzeitschrift wechselte die Lübeckerin zur Tageszeitung und damit in den aktuellen Print-Journalismus. Heute lebt sie als Freiberuflerin in Bremen. Zu ihren Kunden zählen die Nachrichtenagentur AP sowie regionale und überregionale Zeitungen.


Dorothee Schmitz-Köster
Dorothee Schmitz-Köster

Mittwoch, 4. April 2007

Kind L364

Szenen einer Lebensborn-Biografie

Dorothee Schmitz-Köster

Unehelich, unerwünscht, unpassend, so kommt Heilwig 1938 auf die Welt – in einem Heim der SS-Organisation Lebensborn. Ihre Mutter, eine erfolgreiche Grafikerin, heiratet vier Jahre später den SS-Oberführer und Himmler-Vertrauten Oswald Pohl. Der adoptiert das Mädchen, das nun in höchsten NS-Kreisen aufwächst. Bei Kriegsende flieht die Familie vor der Roten Armee. Pohl wird in Nürnberg zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet. Erst danach erfährt Heilwig, die Pohl bisher für ihren Vater gehalten hat, Stück für Stück die Wahrheit über ihre Herkunft. Als sie mit 29 heiratet, endet die Zeit der Diskriminierung und Ausgrenzung. Doch das Stigma bleibt. Heilwigs Biografie wird zum Gegenstand heftiger Familienkonflikte.

Dr. Dorothee Schmitz-Köster
lebt in Bremen und arbeitet als Hörfunk-Journalistin und Buchautorin. Über das Leben von »Kind L364« wird im Juli 2007 bei Rowohlt Berlin das Buch »Kind L364. Eine Lebensborn-Familiengeschichte « erscheinen. Schmitz-Köster hat unter anderem veröffentlicht: »Liebe Mutter, hier ist es wunderschön. Als deutscher Soldat in Norwegen« und »Deutsche Mutter, bist du bereit. Alltag im Lebensborn«. Sie ist Mitglied des Bremer Medienbüros.


Christian Brüser
Christian Brüser

Mittwoch, 2. Mai 2007

Gefangen in Kabul

Ein CIA-Opfer erzählt

Christian Brüser

Sein Fall ist zum Politikum geworden und belastet die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Auch die deutschen Geheimdienste müssen sich im parlamentarischen Untersuchungsausschuss Fragen stellen lassen, deren Beantwortung ihnen schwer zu fallen scheint.
Begonnen hat alles ganz unpolitisch. Khaled el-Masri streitet mit seiner Frau und will ein paar Tage allein sein. Am 31. Dezember 2003 beginnt für ihn die Fahrt in einen Alptraum. An der jugoslawisch-mazedonischen Grenze holen ihn Sicherheitsbeamte aus dem Bus, drei Wochen lang hält man ihn in Skopje fest, dann wird er CIA-Agenten übergeben, die ihn betäuben und nach Kabul fliegen. Mehr als vier Monate sperrt man ihn in ein Kellerverlies und verhört ihn zu seinen angeblichen Terroristenkontakten. Aus Protest hungert er sich fast zu Tode. Als die amerikanischen Entführer erkennen, dass sie einen Fehler gemacht haben, päppeln sie el-Masri auf und fliegen ihn zurück. Als er Ende Mai 2004 in seine Wohnung in Deutschland zurückkehrt, ist seine Frau mit den vier Söhnen verschwunden. Fünf Monate hatten sie kein Lebenszeichen erhalten und waren in den Libanon zurückgekehrt.

Christian Brüser
ist in Baden-Württemberg geboren. Er studierte Sprachen Südasiens sowie Wirtschaft und internationales Recht. Brüser bereist rund 50 Länder und bringt Reportagen und Feature mit. Er erhielt für das Feature »Ich hab’ vergessen wie man lacht – der Tod des indischen Asylbewerbers Harvinder Singh« 2001 den renommierten österreichischen Andreas-Reischeck-Preis. Brüser lebt mit Frau und zwei Töchtern in Wien.


Susann Sitzler & Irmgard Maenner
Susann Sitzler & Irmgard Maenner

Mittwoch, 6. Juni 2007

»Seh ich so aus, als hätt’ ich Gnade?«

Innenansichten eines Domina-Studios

Irmgard Maenner und Susann Sitzler

»Ein klassischer Fuß- und Schuherotiker hat Angst vor der Frau. Er reduziert sie auf den Fuß, und der hat dann gefälligst auch noch so und so auszusehen«, sagt Lady Ellen. Im Domina-Studio sind alle Körper Platzhalter: Auspeitschen, Abschnüren, Auslöschen sind bezahlte Versuche, Körpergrenzen zu überwinden. Aber die Wünsche der Männer richten sich nicht nur an den Körper der Frau. Der Kunde bezahlt die Domina für ihre Fähigkeit, genau die Mutter, Lehrerin, Schänderin zu sein, die er sich vorstellt. Auch er selbst will sich im Studio verwandeln. Wie kann das gelingen? Sechs Monate lang besuchten Irmgard Maenner und Susann Sitzler Frauen im Domina-Studio und nahmen Einblick in deren Arbeitswelt.

Susann Sitzler
ist in Basel geboren und lebt als freie Autorin und Journalistin in Berlin. Sie produziert Feature für Deutschland - Radio Kultur und schreibt Reportagen unter anderem für »Die Zeit«. Sitzler ist Autorin von zwei Sachbüchern.

Irmgard Maenner
ist in Bayern geboren und lebt in Berlin als freie Autorin von Hörspielen und Feature.
Zusammen schrieben die beiden Autorinnen »Ein blaues Auge kannst du ja überschminken – Die Profiboxerin« und »Was wird wach in uns durch den anderen? – Die lange Nacht von Liebe und Schmerz.«


Mechthild Müser
Mechthild Müser

Mittwoch, 5. September 2007

»Charlie and his Orchestra«

Ein fast unbekanntes Kapitel nationalsozialistischer Radiogeschichte

Mechthild Müser

Sie haben es lange geschafft, im Dunkeln zu bleiben, die Musiker jener geheimnisvollen Big Band, die sich »Charlie and his Orchestra« nannte. Als einzige deutsche Band spielte sie im offiziellen Auftrag jene Musik, die in Nazi-Deutschland nicht gespielt werden durfte: Swing. Im Verborgenen nahmen bekannte Musiker wie Lutz Templin, Willy Berking und Freddy Brocksieper mit dem Sänger Karl Schwedler beliebte amerikanische Hits auf. Und sie mischten NS-Propaganda-Texte in englischer Sprache dazu. Mit dieser heiklen Mischung wollten sie die Bevölkerung über Rundfunk im »Feindesland« infiltrieren. Texter waren Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes, des Reichspropaganda-Ministeriums und der englischen Sendungen deutscher Kurzwellensender.
Zufällig wurden nach Kriegsende Plattenaufnahmen entdeckt. Aus Scham oder Angst hatten sie ihre Arbeit für Goebbels verschwiegen. Erst spät gaben einige der Musiker zu: Die Lust am Swing, das Geld und die Freistellung vom Wehrdienst haben schwerer gewogen als ihr schlechtes Gewissen.

Mechthild Müser
ist Soziologin mit Schwerpunkt Entwicklungspolitik, immer wieder gepackt von Fernweh, Mutter von zwei Töchtern, seit 20 Jahren Feature-Autorin in der ARD. Sie arbeitet als Hörfunk-Journalistin und Autorin in Bremen; veröffentlichte zuletzt das Buch: »FrauenWirtschaft – Juchitán, Mexikos Stadt der Frauen«.


Helgard Haug
Helgard Haug
Heike Haug
Heike Haug

Mittwoch, 3. Oktober 2007

»miles and more«

Rücktrittsdramaturgien in der Politik

Helgard Haug, Heike Haug und Daniel Wetzel

»Nach zehn Jahren Bundestag sind Sie für das normale Leben nicht mehr resozialisierbar«, sagte Wolfgang Bötsch (CDU) vor seinem Ausscheiden aus dem Bundestagskabinett. Umso abrupter endet aber doch für manchen Politiker der Höhenrausch, wenn es plötzlich einzustehen gilt für persönliche oder politische Fehler. Rücktritte sind in den seltensten Fällen Ergebnis inhaltlicher Überzeugungen, viel häufiger sind sie der erzwungene Akt, mit dem das politische System auf aufgeheizte Skandale antwortet. Wie wird der oft klägliche Abgang von der großen politischen Bühne inszeniert? Welchen Mustern und Ritualen folgen politische Rücktritte? Und welchen Beitrag leisten Medien, Öffentlichkeit, Opposition und Parteifreunde?
Über die Verführungen der Macht, Schleudersitze, Pattex-Politiker, Ressortpannen, Schuld und Sühne sprachen die Macher mit: Jürgen Leinemann (Journalist), Tarek Al-Wazir (Landtagsabgeordneter); Bernd Stegemann, (Dramaturg); Bettina Röhl (Journalistin); Jörn Fischer (Rücktrittsforscher); Dirk Kaesler (Soziologe) und Marcus Knill (Kommunikationsberater), Sven Otto (Kommunalpolitiker) und Helga Lehner (Nachrichtensprecherin).

Helgard Haug
entwickelt gemeinsam mit Daniel Wetzel seit 1996 eine Vielzahl Theater- und Hörspiel-Projekte, die sich mit der Frage nach dem Inszenierungsgehalt von Realität beschäftigen.

Heike Franziska Haug
studierte Politik- und Rechtswissenschaften in Marburg, Sydney und Hamburg. Sie arbeitete als parlamentarische Referentin im Hessischen Landtag und im Bundestag.


Gaby Mayr
Gaby Mayr

Mittwoch, 7. November 2007

»Richterin, übernehmen Sie!«

Justiz im Umbruch?

Gabi Mayr

Birgit S. wird zu lebenslanger Haft verurteilt, weil sie ihren Mann erschoss, der sie verlassen wollte. Armin V. erstickte seine Frau mit einem Kopf - kissen, als sie ihre Koffer packte, und wurde für fünf Jahre ins Gefängnis geschickt. Deutsches Recht bietet den Gerichten beträchtliche Spielräume für ihre Urteile. Es ist deshalb wichtig, wer auf der Richterbank sitzt. Dort hat sich die Zusammensetzung in den letzten Jahren verändert. Die Justiz wird immer weiblicher. Haben die Richterinnen und Staatsanwältinnen die Rechtsprechung verändert? Haben Frauen in Talaren eine andere Sichtweise als ihre männlichen Kollegen, wenn es um Löhne, Unterhaltszahlung oder Vergewaltigung geht? Und wie reagieren männliche Juristen auf die weibliche Konkurrenz? Das Feature wirft einen Blick hinter die Kulissen der Justiz und enthüllt Gepflogenheiten bei der Rechtsprechung, die in keinem Gesetz stehen.

Dr. Gaby Mayr
ist in Köln geboren und studierte dort Wirtschaftswissenschaften. Sie arbeitet als freie Journalistin für Hörfunk, Print und Fernsehen. Themenschwerpunkte sind Afrika, Gender und Gewalt. Erhielt den »Deutsch-Französischen Journalistenpreis« sowie den »Juliane-Bartel-Preis« 2006. Lebt mit Partner und Sohn in Bremen.


Michael Augustin & Walter Weber
Michael Augustin & Walter Weber

Mittwoch, 5. Dezember 2007

»Etwas schaffen, was ich selbst bin«

Das kurze Leben der Paula Modersohn-Becker 1876–1907

Michael Augustin und Walter Weber

Nur 31 Jahre hat das Leben der Malerin gedauert. Große Erfolge waren ihr bis zum Tod nicht vergönnt. Die gebürtige Dresdnerin wuchs in Bremen auf, erhielt in London Zeichenunterricht und setzte ihre Ausbildung in Berlin fort. 1898 ging sie als Schülerin von Fritz Mackensen in die Künstlerkolonie Worpswede und befreundete sich mit der Bildhauerin Clara Westhoff. Worpswede und Paris wurden prägend für das Werk der jungen Malerin. Sie heiratete Otto Modersohn, den elf Jahre älteren Künstlerkollegen, der als erster Paulas Begabung förderte.
Das Feature zeichnet die Lebensstationen der Paula Modersohn-Becker – zu hören sind alte Tondokumente mit den Stimmen von Paulas Tochter Mathilde, von Clara Westhoff, Martha Vogeler, Fritz Mackensen und anderen. Zu Wort kommen auch heutige Liebhaber ihrer Werke wie Cees Nooteboom, Lars Gustafsson, Hille Darjes und Maria Bohlmann-Modersohn.

Michael Augustin
ist in Lübeck geboren, studierte in Dublin und Kiel. Er arbeitet seit 1979 als Redakteur bei Radio Bremen. Augustin ist Herausgeber und Autor von belletristischen Büchern, erhielt den »Frie d rich-Hebbel-Preis« und den »Kurt-Magnus-Preis der ARD«. War 2004 Gastprofessor am Dickinson College, USA.

Walter Weber
ist in Fulda geboren, studierte in Granada und Bremen. Er war von 1980 bis 1989 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bremen. Seit 1989 ist Weber freier Redakteur bei Radio Bremen und Autor zahlreicher Rund funkfeature. In diesem Jahr erschien im Audio- Verlag sein mit Detlef Michelers verfasstes Hörbuch »DER SPIEGEL – 60 Jahre in 60 Minuten«.